Muße lohnt sich!
Beton ist wunderschön! Wer andere Meinung ist, darf sich von uns eingeladen fühlen, in unserem heutigen Beitrag unserer Serie zum Vitra Campus seine Überzeugung auf den Prüfstand zu stellen. Wie Sie vielleicht mitgelesen haben, befinden wir uns immer noch bei schönstem winterlichen Sonnenschein in Weil am Rhein, um die dortigen architektonischen Höhepunkte in Bild und Text zu dokumentieren. Wir haben zu Beginn unseres kleinen, in loser Folge erscheinenden Architekturexkurses Halt gemacht an der bunten Tankstelle von Jean Prouvé, sind dann schnurstracks der Straße hinab gefolgt zum Feuerwehrhaus von Zaha Hadid und gehen nun diesen Weg wieder zurück, um den Konferenzpavillion von Tadao Ando in Augenschein zu nehmen, der nahe des Haupteingangs liegt und ob seiner höchst eigenwilligen Architektur allzu schnell übersehen werden kann. Muße lohnt also, für den Vitra Campus!
Der Konferenzpavillon macht sich zunächst nur durch eine rechtwinklige Betonmauer bemerkbar, die wie ein landschaftliches Gliederungselement verschiedene Achsen andeutet. Ohne den Pavillon betreten zu haben, werden wir an dieser Mauer drei der wichtigsten architekturästhetischen Prinzipien Andos ansichtig: Erstens das Spiel mit geometrischen Formen, zweitens die Verwendung von unverkleidetem Sichtbeton und drittens ein konsequenter Reduktionismus, der ein Gebäude radikal auf seine Grundstrukturen reduziert und völlig auf Dekorationselemente verzichtet. Die Gebäude von Tadao Ando brauchen keine Dekoration, weil sie selbst schon Dekoration sind – und zwar der sie umgebenden Landschaft. Und das ist der Grund, warum der Bau von Ando übersehen werden kann: Der Konferenzpavillon fügt sich mit beeindruckender Eleganz in den flachen Vitra Campus ein, denn nur ein Teil des Gebäudes liegt tatsächlich zu ebener Erde. Die Haupträume des Gebäudes befinden sich unterhalb der Grasnarbe, ohne aber darin befindlichen Personen den Eindruck zu vermitteln, sie befänden sich in einem dunklen Tiefgeschoss.

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